Monday, January 22, 2007

Welcher Nutzen ist mit Pflegeinformationssystemen verbunden und wie ist er nachweisbar?

In diesem Beitrag nehme ich Bezug auf einen Artikel von Prof. Dr. Roland Trill, von der FH-Flensburg: Kosten-Nutzen-Überlegungen beim Einsatz von EDV-Systemen

Den Ökonomen beeindrucken zunächst einmal Kosteneinsparungen. So wird es sich nachweisen lassen, dass durch diese Programme nicht unerhebliche Zeiten eingespart werden können (über deren Verwendung hier nicht spekuliert werden soll). Beispiele sind Wegezeiten, Suchzeiten, Zeiten für das Ausfüllen von Formularen und deren Archivierung und allgemein Zeiteinsparungen durch einen „reibungsloseren” Arbeitsprozess. Schätzungen (in Interviews oder Fragebögen) vor und nach der Einführung dieser Software werden hier maßgebliche Effekte offenbart. Der Autor sieht hier Potentiale von 15–20 % der täglichen Arbeitszeit.
Ganz genau rechnende Organisatoren werden mit Hilfe von arbeitswissenschaftlichen
Methoden eine hohe Exaktheit erreichen können. Diese Zeiten sind eindeutig quantifizierbar. Aus diesem Grunde finden Sie in der nachstehenden Tabelle auch hohe Wirkungsgrade (+++) in der dritten Spalte. Konkret werden auch Kosten für Büro- und Verwaltungsmaterialien entfallen, wenn auch der Effekt hier nicht so ausgeprägt wie bei den Arbeitszeiten sein kann.



Tabelle: Nutzen-Erwartungen

Auch direkt messbar erscheint dem Autor die zunehmende Transparenz über das Leistungsgeschehen. Diese Transparenz führt zu positiven Wirkungen für das Krankenhaus-
sowie das Pflegemanagement. Entscheidungen können schneller, manchmal zum ersten Mal fundiert getroffen werden (z.B. die Verbrauch von Pflegeartikeln bezogen auf bestimmte Patientengruppen). Auch an dieser Stelle verspricht die Vorher-Nachher-Betrachtung durchaus monetär darstellbare Ergebnisse. Durch diese Transparenz können darüber hinaus Planungen
fundierter durchgeführt werden. Das gilt auch für die Planung des gesamten Patientenaufenthaltes, was letztlich zu dessen Zufriedenheit beitragen wird.
Ein indirekter Effekt ist für die Pflegequalität zu erwarten.
Die Qualität wird nicht nur deutlich und vergleichbar, sie erlaubt eine nachvollziehbare permanente Verbesserung, die wiederum dem Erhalt der Existenz des Krankenhauses dient. Aufgrund der Messproblematik (bei der Ergebnisqualität) werden insbesondere Schätzungen eingesetzt werden müssen.
Umfassende Informiertheit und Sicherheit werden die Motivation der Mitarbeiter fördern. Gleichfalls erwartet der Autor positive Auswirkungen auf das Betriebsklima (durch die verbesserte Prozessorganisation reduzieren sich Reibungen und Aggressionen). Allerdings dürfte es sehr schwierig sein, die genannten Wirkungen zu isolieren, da das soziale System „Station” sehr dynamisch ist und ständiger Veränderung unterliegt.
Die Isolation der EDV-Wirkungen kann nur mit Hilfe umfangreicher Gespräche gelingen.
Nicht vergessen werden darf in diesem Zusammenhang der Datenschutz (Aufwendungen
hierfür sind in der o.g Beispielrechnung nicht enthalten). In vielen Krankenhäusern muss auch unter konventionellen Bedingungen mit Schwächen des Datenschutzes gerechnet werden. Nicht wenige Praktiker versprechen sich durch eine Unterstützung der Arbeitsprozesse durch Software eine Verbesserung, wenigstens wenn es um die Verfolgung von Verstößen geht (durch die Protokollierung). Mittlerweile existieren eine Reihe unterschiedlicher Technologien. Das Passwort scheint dabei nur eine Diskussionsalternative zu sein. Seine Anwendung ist hinsichtlich des Workflows problematisch. Projekte werden zeigen müssen, welches Verfahren gerade für die Pflege und die Medizin von Vorteil ist.
Insgesamt werden starke Nutzenwirkungen erwartet, die aufgrund der o.g. Ausführungen auch nachvollziehbar dokumentiert werden können. Es müsste im Interesse der Software-Anbieter liegen, diesbezüglich Studien zu initiieren, da mit Ihnen eine Überzeugung auch der Skeptiker möglich sein wird! Studien aus anderen Ländern erscheinen nur begrenzt nutzbar, da dort i.d.R. andere Prozesse abgebildet werden. Was allerdings hilfreich ist, sind die durchgängigen Aussagen aus amerikanischen Veröffentlichungen, dass derartige Systeme ökonomisch „vernünftig” sind.

Link: http://www.pflege-informatik.info/

Kostenaspekte bei der Einführung von Pflegeinformationssystemen

In diesem Beitrag nehme ich Bezug auf einen Artikel von Prof. Dr. Roland Trill, von der FH-Flensburg: Kosten-Nutzen-Überlegungen beim Einsatz von EDV-Systemen

Kostenaspekte

In Krankenhäusern, die bereits die Kommunikation realisiert haben und auch sonstige Management-Tools einsetzen, dürfte ein zusätzlicher PC notwendig werden. Der Server steht in der Regel bereits zur Verfügung, muss ggf. aufgerüstet werden. Für die Funkkommunikation ist darüber hinaus die Station wireless (drahtlos) zu vernetzen, d.h. es sind sog. Accesspoints für die Funkkommunikation einzurichten, des weiteren müssen für die Unterstützung mobile Geräte der Datenverarbeitung angeschafft werden. Darüber hinaus muss es einen zentralen Pflegearbeitsplatz geben, dessen Auslastung diese Funktionalität noch umsetzbar erscheinen lässt.
Somit ergibt sich für die Investitionskosten (einmalig) die folgende Beispielrechnung(auf Basis einer 24 Bettenstation):

• 1 PC Eur 1500,–
• 3 (– 4) mobile Geräte Eur 8000,–
• 1 Accesspoint incl. Baumaßnahmen Eur 4000,–
• Kleinmaterial Eur 500,–
• 1 Lizenz (künstlich herausgetrennt) Eur 7500,–
• 1 Dienstleistungspaket Eur 5000,–

Somit ergibt sich eine Investitionssumme von Eur 22000,- wobei die Lizenzgebühr
herstellerspezifisch schwankt und darüber hinaus bei der Vereinbarung sog. Campuslizenzen bessere Bedingungen ausgehandelt werden können.
Bei den Betriebskosten fallen Pflegekosten i.d.R. in Höhe von 1,5 – 2,5% der Lizenzgebühr an. Berücksichtigt werden müssen ggf. auftretende zusätzliche Personalkosten, etwa wenn Mitarbeiter auf den Stationen als EDV-Verantwortliche arbeiten und somit ein Teil ihrer Arbeitszeit der Pflege entzogen wird.

Nutzen-Überlegungen

Um den Arbeitsprozess nach Einführung der Software zugrunde legen zu können, soll die nachstehende Tabelle verdeutlichen, welche Funktionalitäten benötigt und wo sie eingesetzt werden. In der Tabelle werden die dezentrale Verarbeitung am Bett des Patienten, die Arbeit am zentralen Pflegearbeitsplatz (aufgrund der zu bewältigen Tätigkeiten sollte auf die Möglichkeit zur Konzentration Wert gelegt werden) sowie Aufgaben die teilweise am Bett und teilweise zentral durchgeführt werden unterschieden.
Zusätzlich zu bisher angesprochenen Aufgaben werde die Visitenbegleitung und die Kurvenvisite gesondert dargestellt, da in ihnen wesentliche Schnittstellen zum Gesamtprozess der Behandlung und Pflege gesehen werden.Erläuternd soll ausgeführt werden, dass die Informationssammlung/Anamnese sowohl am Patientenbett als auch zentral ausgeführt werden wird. Gehfähige Patienten können das Gespräch auch am Pflegearbeitsplatz (Vertraulichkeit) führen. Da diese Aufgabe ein permanenter Prozess ist, muss es auch möglich sein, Beobachtungen des Pflegepersonals direkt nach der Wahrnehmung einzugeben.
Die Pflegeplanung unter Verwendung von Pflegestandards erfolgt am zentralen Arbeitsplatz.
Durchgeführte Maßnahmen, Beobachtungen werden direkt am Ort der Entstehung in die EDV eingegeben. Die Eingaben gehen sehr schnell, da i.d.R. keine Tastatur (aufgrund der vorhergehenden Standardisierung) benötigt wird.

Link: http://www.pflege-informatik.info/


Tabelle: Technologieeinsatz

Friday, January 19, 2007

Erwartungen und Ziele im Zusammenhang mit dem Einsatz von IT

In diesem Beitrag nehme ich bezug auf ein Kapitel einer Dissertation von Birgit Kannenberg-Otremba zum Thema „Informationstechnische Bildung für die Pflege: eine empirische Erhebung an Krankenpflegeschulen“ 2006

In diesem Kapitel wird dargestellt, wie sich die EDV in der Pflege entwickelt hat und welche Ziele und Erwartungen damit verbunden sind.

Häufig wird in den Kliniken die EDV vor allem für patientenferne Tätigkeiten genutzt, um somit Zeiten einzusparen, „einige Befragte können sich eine EDV-Unterstützung für patientennahe Tätigkeiten auch kaum vorstellen, da die Pflege hier aus direkter Kommunikation oder manuellen Tätigkeiten am Patienten besteht.“ ( S.99 dieses Links)

Es ist wichtig und von Vorteil, Pflegekräfte an den Planungen einer EDV Unterstützung zu beteiligen, „bisher scheint der Beitrag der Pflegekräfte im Prozess der Einführung von EDV/ IT im Krankenhaus bzw. für den Pflegebereich jedoch eher marginal zu sein.(Richter 1997)“

Die Gründe für den EDV Einsatz in der Pflege werden von der Autorin vor allem in der Kostenreduktion, der Transparenz der erbrachten Leistungen und der Sicherung und Verbesserung der Qualität der Patientenversorgung gesehen. Die Hauptgründe sind vor allem betriebswirtschaftlicher Art, es geht darum, erbrachte Leistungen sowohl zu differenzieren, als auch zu definieren, sowohl für interne als auch für externe Zwecke.

Im Folgenden sollen die pflegerischen, aber auch die Ziele für den Patienten, in Anlehnung an die Arbeitsgruppe „Informationsverarbeitung in der Pflege“ der ADS et al. 1996, dargestellt werden:


Pflegerische Ziele

Zum einen ist der Zeitgewinn für zentrale pflegerische Aufgaben zu nennen, der durch rationelleres Arbeiten und Vermeidung von Mehrfachdokumentationen bei identischen Daten den Pflegenden mehr Zeit für patientennahe Tätigkeiten bringen kann. Wobei dieser Aspekt ja bereits in anderen Bloggs diskutiert wurde, und nur dann ein Benefit bringt, wenn die Mitarbeiter sehr gut eingearbeitet sind und Routine im Umgang mit der EDV Dokumentation erworben haben.

Als ein weiteres Ziel wird von der Autorin die Verbesserung der Arbeitszufriedenheit und der Motivation genannt, da durch EDV-Einsatz gesetzliche Dokumentationspflichten rationeller erfüllt werden können und die Pflegenden somit auch eine haftungsrechtliche Absicherung haben. Eine weitere Motivationssteigerung kann durch den höheren Informationsaustausch sowohl intern als auch extern gewährleistet werden. Auch die aktive Unterstützung der Pflegeforschung und der Pflegeausbildung kann eine höhere Zufriedenheit und Motivation für jede einzelne Pflegekraft zur Folge haben, da zur Zeit meiner Meinung nach die meisten Pflegenden an der Basis doch häufig das Gefühl haben an Pflegeforschung und Ausbildung nicht beteiligt zu sein, obwohl sie bestimmt dienliche Hinweise liefern könnten.

Auch der Pflegequalitätsaspekt spielt bei den Zielen eine zentrale Rolle. Die EDV gestützte Pflegedokumentation muss laut MDS Mindestanforderungen erfüllen, die gewährleisten, das alle Schritte des Pflegeprozesses erkennbar, dargestellt und verknüpft sind und das Assessmentinstrumente und Pflegemodelle verwendet werden. Des weiteren müssen Plausibilitätsprüfungen durchgeführt werden und Änderungen und Löschungen müssen erkennbar sein. (http://www.mds-ev.org/download/P42Pflegeprozess.pdf)

Auch der berufspolitische Aspekt bei der Einführung von EDV-unterstützter Pflegedokumentation muss berücksichtigt werden. „Mit der transparenten Darstellung der pflegerischen Leistungen könnte dargestellt werden, was Pflegende genau tun und was in ihren Zuständigkeitsbereich fällt. Zudem könnte hiermit der notwendige Personalbedarf aufgezeigt werden.“ (Seite 104 dieses Links)



Ziele im Sinne des Patienten

Auch für den Patienten spielt der Pflegequalitätssteigerungsaspekt eine zentrale Rolle.

Durch die Einbeziehung des aktuellen Pflegewissenschaftlichen Know-hows in hinterlegten Informationsdatenbanken und durch den besseren Informationsstand der betreuenden Berufsgruppen, profitiert der Patient direkt. Auch der oben beschriebene Zeitgewinn kommt im Idealfall der direkten Pflege am Bett zu Gute.

Durch Informationssysteme können Termine von Untersuchungen besser koordiniert werden und Daten zuverlässiger und schneller übermittelt werden, was für den Patienten zu verringerten Wartezeiten und somit zu einem „optimierten Krankenhausaufenthalt“ führen kann.

Aber auch über den Krankenhausaufenthalt hinaus sind Vorteile für den Patienten ersichtlich, denn dadurch, das die Daten des Patienten vorhanden sind, können sie schneller und effizienter an weiterbetreuende Einrichtungen geleitet werden und führen somit zu einer „Sicherstellung der Kontinuität der pflegerischen Versorgung“.

„Gerade den Informationsaustausch zwischen Pflegenden im Krankenhaus und ambulanten Pflegediensten bzw. Pflegepersonen zu verbessern, kommt eine hohe Bedeutung zu, da hier offenbar noch erhebliche Defizite vorhanden sind.“ (vgl. Hacker et al. 1999:40)

Darüber hinaus wird von der Autorin betont, dass der Einsatz von EDV-unterstützter Dokumentation ein Verständnis für andere Berufsgruppen fördert und das multiprofessionelle Zusammenarbeiten in den Vordergrund stellt, was auch zu einer Abflachung von Hierarchien führen könnte. „In Bezug auf die Chance der multiprofessionellen Zusammenarbeit soll deshalb hier deutlich hervorgehoben werden, dass sowohl ärztliches, wie auch pflegerisches personal von gegenseitigen Informationen abhängig sind, und dies bedeutet ein Aufeinanderzugehen der beiden, hauptsächlich am Betreuungsprozess beteiligten Berufsgruppen.“ (S.106 dieses Links)

Zusammenfassend kann betont werden, das der Nutzen der EDV-unterstützten Pflegedokumentation auf der Hand liegt und auch gerade im Hinblick auf den Qualitätsaspekt zu einer Verbesserung der Patientenversorgung führen kann.

Für die Berufsgruppe der Pflegenden im Zeitalter der DRG`s ist es meiner Meinung nach dringend erforderlich, Leistungen transparent zu machen, um damit auch eine Finanzierungsgrundlage zu haben. Die EDV-unterstützte Pflegedokumentation ist ein großer Schritt in diese Richtung.

Natürlich sollte man dennoch bei der Einführung von EDV-Systeme den kritischen Blick nie verlieren und die Nutzung der EDV nicht als Wundermittel betrachten.


Link 1

Link 2

Wednesday, January 10, 2007

Grenzen und Möglichkeiten von Pflegeinformationssystemen

Grenzen und Möglichkeiten von Pflegedokumentationssystemen

In dem Artikel von Cornelia Mahler et al. geht es um die Grenzen und Möglichkeiten von rechnergestützter Pflegedokumentation am Beispiel von PIK (Pflege- Informations- und Kommunikationssystem). Das Uniklinikum Heidelberg hat bereits auf sieben Stationen unterschiedlicher Fachrichtungen die Dokumentation mittels PIK eingeführt. Im Rahmen einer Interventionsstudie, welche auf vier Stationen durchgeführt wurde, „sollte untersucht werden welche Auswirkungen die Einführung von rechnergestützter Pflegedokumentation unter anderem bezüglich der Akzeptanz des Pflegeprozesses, der Dokumentationsabläufe und der Qualität der Pflegedokumentation, hat“ (C. Mahler et al., 2003).

Durch Fragebögen, Dokumentationsanalysen und Interviews gelangte man zu den Ergebnissen, aus denen sich die Grenzen und Möglichkeiten von rechnergestützten Pflegedokumentationssystemen ableiten lassen.

Als ein wesentlicher Aspekt stellte sich heraus, dass eine möglichst optimale Zusammenarbeit von Mensch, Technik und Aufgabe notwendig ist, um einen größtmöglichen Nutzen durch Pflegedokumentationssysteme zu erhalten.
Deshalb sollten die Mitarbeiter vor und während der Einführung eines rechnergestützten Dokumentationssystems ausreichend geschult und begleitet werden. Eine Schulung sollte sich dabei allerdings nicht nur auf den Umgang mit PC und dem System an sich beschränken, sondern auch den Pflegeprozess und haftungsrechtliche Konsequenzen einer unzureichenden Dokumentation mit einbeziehen. Damit wird die Dringlichkeit einer lückenlosen Dokumentation nochmals hervorgehoben.
Es ist wenig hilfreich, wenn den Mitarbeitern die neueste Technik zur Verfügung gestellt wird, sie deren technische Anwendung beherrschen, aber nicht der Aufgabe der Dokumentation entsprechend anwenden können, da sie beispielsweise die Schritte des Pflegeprozesses nicht kennen.
Eine rechnergestützte Pflegedokumentation bietet auch Möglichkeiten, die für die Einführung des Systems sprechen.
In der Studie der Uniklinik Heidelberg wurde folgendes deutlich:
-
Das Pflegepersonal begann, die eigene Pflegedokumentation zu reflektieren.
-
Der Dokumentationsprozess wurde zu einer Selbstverständlichkeit.
-
Die Qualität der Dokumentation wurde dadurch verbessert.
Als positive Kriterien der rechnergestützte Pflegedokumentation können genannt werden:
-
Die Pflegeberichte sind überschaubarer.
-
Auch andere am Pflegeprozess beteiligte Personen haben leichteren Zugriff auf die Daten.
-
Haftungsrechtliche Aspekte lassen sich schneller nachvollziehen, da aus der rechnergestützten Dokumentation hervorgeht, welche Person zu welchem Zeitpunkt einen Eintrag vorgenommen hat.

Es zeigt sich also, dass eine gute technische Ausstattung zwar Vorteile in der Anwendung bringt, aber allein nicht ausreicht, um eine gute Dokumentation zu gewährleisten. Das Zusammenspiel der oben genannten Faktoren und die damit verbundene Akzeptanz durch den Anwender sind die Grundvoraussetzungen bei der Einführung der rechnergestützten Pflegedokumentation und bilden sogleich die größte Hürde. Doch mit dem richtigen Schulungskonzept dürfte diese Hürde zu nehmen sein und zu einer erfolgreichen Arbeit mit EDV- gestützter Dokumentation führen.

http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/fileadmin/pflegebereich

Sunday, January 07, 2007

Spezielle Empfehlungen und Anforderungen zur Implementierung von DV- Systemen in der Intensivmedizin

Die Arbeitsgruppe EDV des Forums Qualitätsmanagement und Ökonomie der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) und des Berufsverbandes Deutscher Anästhesisten (BDA) hat in der Fachzeitschrift "A&I, Anästhesieologie und Intensivmedizin",
47. Jahrgang, Februar 2006, Supplement Nr.1/ 2006, DIOmed Verlags GmbH, S1-S8 die "Speziellen Empfehlungen und Anforderungen zur Implementierung von DV- Systemen in der Intensivmedizin" vorgestellt. Diese Empfehlungen und Anforderungen bauen auf das Basispapier von DGAI und BDA auf, das die "Allgemeinen Empfehlungen und Anforderungen zur Implementierung von DV- Systemen in Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie" beschreibt. (A&I, 46.Jahrgang, Mai 2005, S.21-31)

Bei den speziellen klinischen Informations- und Arbeitsplatzsystemen handelt es sich um sogenannte intensivmedizinische Informations- Management- Systeme (=IMS). Synonym wird dafür beispielsweise der Begriff Patienten- Daten- Management- System (=PDMS) verwendet.Diese Systeme sind speziell für die Intensivmedizin entwickelt worden und können bei entsprechender Softwarearchitektur als Maximalvariante eines allgemeinen klinischen Arbeitsplatzsystems (=KAS) angesehen werden, da sie zusätzlich Schnittstellen für die Datenübernahme von bettseitigen Medizingeräten, sowie eine bessere Benutzeroberfläche und Funktionalität zur Abbildung klinischer Prozesse und Inhalte bieten.

Das Informationssystem beinhaltet :
  • Administrative Daten
Diese Daten werden im Allgemeinen von der Patientenverwaltung verarbeitet, jedoch soll IMS die Darstellung der für die Intensivstation relevanten Daten eines Patienten gewährleisten.
(z.B. Patientenbewegungen, Bettenmanagement,Daten- und Arbeitsorganisation, Aufruf von Order-Entry-Verfahren wie Apotheken- und Essensanforderungen)

  • Diagnosen, Leistungen, Qualitätssicherung
Unterstützung gesetzlicher und berufspolitischer Kodierungsanforderungen
(z.B. ICD, OPS 301, Erfassung von Scoring Systemen wie TISS, Unterstützung von Controlling- Prozessen , fallbasierte Darstellungen für verschiedene Prozeduren, vollständiger Datenexport uvm.)
  • Datenübernahme von Medizingeräten
Die automatische Datenübernahme von Medizingeräten stellt ein wesentliches Leistungsmerkmal von IMS dar.(z.B. Vitalparameter, Respiratoreinstellungen)
Dabei gelten für die Datenübernahme folgende Punkte:
zentrale oder bettseitige Lösung mit ausreichend Anschlussmöglichkeiten Dokumentation der Schnittstellen
Parametrierung der Schnittstellen mit z.B. kontinuierlicher Abfrage
Möglichkeit der Messwertvalidierung, Änderung von Werten
rückwirkende Datenübernahme bzw. nachträgliches Auslesen eines Gerätes

  • Ärztliche und pflegerische Dokumentation
Soll frei konfigurierbar und möglichst vollständig abgebildet sein.Durch IMS besteht die Möglichkeit einer berufsgruppenübergreifenden, patientenzentrierten Aktendokumentation.
Mindestmerkmale, die das IMS erfassen muss sind:
  1. Anamnese, Vorerkrankungen, häusliche Medikation
  2. Therapieplanung,Befunddokumentation
  3. Dokumentation aller ärztlichen Maßnahmen
  4. Verordnung und Dokumentation der Medikation
Speziell für die Pflege entstehen folgende Anforderungen:
  1. Abbildung des gesamten Pflegeprozesses
  2. Pflegeanamnese
  3. Pflegebeobachtung
  4. Pflegeplanung
  5. Dokumentation der durchgeführten Maßnahmen und Ableitung der Leistungserfassung
  6. Abbildung von Pflegekonzepten (z.B: Primary Nursing)
  • Funktionalität
Die Leistungsfähigkeit eines IMS ist im Wesentlichen von der zur Verfügung gestellten Funktionalität abhängig.

Relevante Anforderungen an die Funktionalität eines IMS sind:


Anwender:
  1. Dokumentation
  2. zielgerichtete Information
  3. Vermeidung redundanter Dokumentation
  4. Therapieplanung
  5. Verordnungsplanung
  6. Pflegeplanung
  7. Prozessunterstützung

Abteilungsleitung/ Verwaltung

  1. ICD- und OPS- Generierung
  2. Zusatzentgelterfassung
  3. Leistungserfassung
  4. Statistik und Reporting
  5. Qualitätssicherung
  6. Kerndatensatz Intensivmedizin

Technik (EDV)

  1. Plausibilitätskontrollen
  2. Konfiguration (Medical Data Dictionary)
  3. Schnittstellen
  4. Änderungsverlauf (Audit- Trail)
  5. Verfügbarkeit
  6. Migrationskonzept
  7. Berechtigungskonzept
  8. Desasterkonzept
  9. Archivkonzept
Die einzelnen Punkte der genannten relevanten Anforderungen der Funktionalität eines IMS im Einzelnen zu erläutern würde den Umfang dieser Arbeit m.E. sprengen.

Zusammenfassend ist zu sagen, das eine Vielzahl von Anforderungen an DV- Systeme in der Intensivmedizin gestellt werden, die eine berufsübergreifende Zusammenarbeit aller Bereiche des Krankenhauses erforderlich macht. Daten allein nutzen wenig, erst im Kontext haben sie Aussagekraft.Dieser Kontext kann aber nur in enger Zusammenarbeit und unter Schaffung von Datennetzwerken/ Vernetzungen zustande kommen- unter Berücksichtigung der vorgegebenen Anforderungen seitens des Qualitätsmanagements und der Ökonomie.

Kosten und Nutzen solcher elektronischen Patientendokumentationssysteme können dann gegenüber gestellt werden, wenn eine ausreichende Sammlung von Daten erfolgt ist und Vergleichswerte vorliegen. Deshalb ist es spannend die Entwicklung, Einführung und Arbeit mit elektronischen Patientendokumentationssystemen zu verfolgen und zu diskutieren.