Sunday, November 26, 2006

Kosten und Nutzen EDV-gestützter Pflegedokumentationssysteme am Beispiel von INPULS


Kosten und Nutzen EDV - gestützter Pflegeinformationssysteme am Beispiel von INPULS
1. Einleitung
Für den Intensivpflegebereich war bislang eine umfassende Leistungserfassung mit der Aussage, die vielen fachspezifischen pflegerischen Leistungen nicht in einem System abbilden zu können, nur schwierig zu etablieren. Das bekannteste ist das Therapeutic Intervention Score System ( TISS ), wobei dieses mittlerweile recht alt und nicht mehr mit dem heutigen Pflegeverständnis zu vereinbaren ist.
2. Was ist INPULS?
Das Leistungserfassungssystem INPULS ( INtensivPflege Und LeistungserfassungsSystem) wurde am Universitätsklinikum Heidelberg mit einer Entwicklungsdauer von 6 Jahren ( 1997 - 2003) erstellt. Das System ist EDV-unterstützt und wird fachübergreifend in allen 14 Intensivstationen des Klinikums eingesetzt.
Grundlage des Systems sind 6 standardisierte Pflegekategorien die sich am Grad der durch das Pflegepersonal zu erbringenden pflegerischen Versorgungsleistungen orientieren. Die Vorgehensweise selbst ist standardisiert um systematische Fehler zu minimieren. Durch die Eingruppierung der Patienten wird der durchschnittliche in der Regel zu erbringende Pflegeaufwand dokumentiert.
Die Leistungserfassung orientiert sich an den tatsächlich erbrachten Pflegeaufwänden. Im Gegensatz zur Erfassung von pflegerischen Einzeltätigkeiten ist bei diesem System nur einmal täglich eine wenig aufwändige Datenerhebung notwendig.
Eine detaillierte Leistungserfassung für den Intensivpflegebereich war bislang nur schwierig oder sehr aufwändig zu etablieren. Schwierig deshalb, weil die Berechnung über die Verweildauer des Patienten dem tatsächlich geleisteten Pflegeaufwand nicht gerecht wurde. Eine Kalkulation unter Berücksichtigung der Verweildauer mit Einbeziehung der Beatmungszeit ist zwar möglich, aber auch widersprüchlich. Beatmungspatienten können durchaus unterschiedliche Pflegeleistungen benötigen, die sich in Abhängigkeit von der Schwere ihrer Erkrankung nicht differenziert darstellen lassen. Darüber hinaus werden bei diesem Kalkulationsverfahren jene Patienten nicht berücksichtigt, die viel pflegerische Leistung erfahren, aber nicht beatmet sind.
3. Nutzen
Die Berechnung der fallbezogenen Pflegeaufwände wird detailliert und verursachungsgerecht dargestellt. Dadurch gelingt es, die entstehenden Kosten differenziert abzubilden.
Eine Auswertung der pflegerischen Leistungskennzahlen ermöglicht ein innerbetriebliches Benchmarking.
Um einen Vergleich mit anderen Kliniken zu ermöglichen, die ebenfalls dieses System nutzen, können die vorhanden Daten auf eine gemeinsame zu vergleichende Größe berechnet werden.
Die Personalbemessung erfolgt mittels zugrundegelegten mittleren Pflegeminuten und ermöglichen durch die kontinuierliche Datenauswertung eine zeitnahe Anpassung des Personalbedarfs. Aufgrund einer differenzierten Skalierung des erbrachten Leistungsumfangs ergeben sich auch Rückschlüsse auf den benötigten Personalmix
INPULS beinhaltet bei der Ermittlung von fallbezogenen Pflegeaufwänden als erstes Verfahren auch den innertägigen Wechsel und der angefallenen pflegerischen Tätigkeiten an den Patienten, die bislang bei der Erhebung von TISS nicht zur Geltung kamen.
4. Fazit
Das Leistungserfassungssystem INPULS liefert einen wesentlichen Beitrag für das Krankenhausmanagement, insbesondere durch die Unterstützung von Benchmarking intensivpflegerischer Leistungen. Es erlaubt eine objektivere Personalbemessung und die optimierte Fallbezogene Zuteilung der anfallenden Kosten erlauben eine spezifischere Diskussion der Mittelverteilung.
Durch eine kontinuierliche Datenauswertung kann die Leistungsfähigkeit besser eingeschätzt werden, Leistungsspitzen werden frühzeitig erkannt und Maßnahmen können zeitnah eingeleitet werden.
Krankenhäuser begeben sich in die Gefahr, durch mangelnde Transparenz der eigenen Leistungen und der damit verbundenen Kosten Budgetkürzungen nicht angemessen entgegentreten zu können. Ohne die klare Darlegung der eigenen Leistungsfähigkeit besteht die Möglichkeit, das verfügbare Mittel gekürzt werden.

Literatur:

Faschingbauer, Christine: Das IntensivPflege und Leistungserfassungssystem (INPULS) im Kontext aktueller betriebswirtschaftlicher Anforderungen an das Krankenhausmanagement, Studienarbeit 2004

Joa, Corinna, Faschingbauer, Christine: INPULS macht den Aufwand deutlich, Pflegemanagement 9/03, Seite 651 - 653

Faschingbauer, Christine, Francois, Gabriele, Eck, Ingo: Standardisierte Leistungserfassung für die Intensivpflege als notwendiges Instrument der Kostenträgerrechnung, das Krankenhaus 5/02, Seite 398 - 401

Faschingbauer, Christine, Eck, Ingo: Das IntensivPflege und Leistungserfassungssystem ( INPULS ) am Universitätsklinikum Heidelberg, Pflegedokumentation 6/02, Seite 2 - 8

Link: www.inpuls.de/frames/f-publikation.htm

6 Comments:

Anonymous Anonymous said...

Vielen Dank für den Hinweis auf Inpuls, ich kannte dieses System bisher nicht. Ich schwanke bei solchen Systemen immer zwischen zwei Extremen hin und her. Zum einen halte ich es wichtig, dass wir unseren Aufwand nachvollziehbar machen - wo sollen denn sonst die Stellen herkommen; zum anderen muss ich schon wieder mehr dokumentieren und ich habe nicht davon.

Danke!
Nick

26 November, 2006  
Anonymous Anonymous said...

Ich vergass noch zu erwähnen: der angegebene Link führt nicht weiter. Es gibt zwar eine Schaltfläche "weiter", beim Klicken passiert aber nix. Googlen brachte mich zu http://inpuls.de/eingang.htm. Dann klappts auch mit dem "weiter".

Nick

26 November, 2006  
Blogger nalan said...

Anhand eines Mitarbeiters aus dem Uniklinikum Heidelberg, „betrage der Dokumentationsaufwand etwa 5 Minuten pro Patient plus 15-20 Minuten für jemanden der es in den Computer eingibt und noch mal kontrolliert“.
Das System erlaubt auch eine Stellenberechnung, aufgrund der Pflegeminuten die eine gute Argumentationsgrundlage für die Planstellenberechnung haben“.
Ich denke, dass es sich hierbei um eine reale und angemessene Dokumentationszeit im Intensivbereich handelt.
Weitere Intensivdokumentationssysteme in Intensivbereichen.
Leistung Erfassung in der Pflege (LEP) www.lep.ch

Berechnung der Aufwandspunkte für die Intensivmedizinische Komplexbehandlung (SAPS, TISS)
http://www.dimdi.de/dynamic/de/klassi/downloadcenter/ops/vorgaenger/version2005/systematik/$saps_2005.pdf

Dokumentationsvorgaben zur Erfassung der Intensivmedizinschen Komplexbehandlung (SAPS, TISS)
http://www.dimdi.de/dynamic/de/klassi/downloadcenter/ops/vorgaenger/version2005/systematik/$anleitung_intensivmedizin.pdf

28 December, 2006  
Blogger Kuredu said...

Interessant erscheint neben den im Post stark fokussierten personal – und finanzwirtschaftlichen Aspekten ebenfalls den Benefit der Mitarbeiter, etwa die Erhöhung der formalen Dokumentenvollständigkeit oder der bessere Überblick über den pflegerischen Verlauf, aber auch den unmittelbaren Nutzen der Prozessqualität für den Patienten, hervorzuheben. Eine Einbeziehung des Patienten in die Pflegeplanung erfolgt weder bei der papier-, noch bei der rechnerbasierten Dokumentationsweise, wie eine Untersuchung zur Einführung des PIK an der Universität in Heidelberg belegt. Grundsätzlich stellt sich hier die Frage, ob die Pflege neben dem Support zu den rechnerbasierten Informationssystemen Unterstützung benötigt, um den Patienten, im Sinne eines reibungslosen Pflege – und Behandlungsprozess, in den Mittelpunkt einer optimal zu erbringenden Dienstleistung zu stellen.

30 December, 2006  
Blogger IB said...

Ich finde es sehr wichtig den Zeitaufwand für die pflegerische Leistung vor allem auf Intensivstationen transparent zu machen.

Ich halte es nur für schwierig da die einzelnen Programme oft nicht kompatibel sind.

Wir benutzen ein EDV-Programm von GWI und eine Erweiterung des Programms mit einem Intensivmodul ist vorgesehen. Das Programm existiert jedoch noch nicht und wird auch nach Veröffentlichung sehr teuer sein so daß man noch nicht weiß ob es bei uns zum Einsatz kommen wird.

Ich weiß allerdings nicht inwieweit solche Programme auch von anderen Anbietern kompatibel sind.

Zukünftig werden solche Programme jedoch auch auf Intensivstationen unverzichtbar sein.

05 January, 2007  
Anonymous Anonymous said...

Hallo, hier ist der aktuelle Link zur INPULS Webseite :
www.klinikum.uni-heidelberg.de/inpuls
Für nähere Informationen bitte ein kurze E-Mail an inpuls@gmx.de

Ingo

20 March, 2007  

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