Saturday, March 10, 2007

Anforderungen an Pflegeinformationssysteme und ihr Nutzen für die Pflege

Insgesamt wird die schnelle Entwicklung im Gesundheitswesen mit Einführung der DRGs und der integrativen Versorgung auch für die Pflege den Einsatz der EDV notwendig machen. Die rechtlichen Dokumentationsanforderungen im Pflegebereich steigen seit Jahren stetig an. Schon heute kommen nur wenige Arbeitsplätze im Krankenhaus gänzlich ohne EDV aus.
Im pflegerischen Bereich erlangt die elektronische Datenverarbeitung erst seit wenigen Jahren mehr Bedeutung. Mit Wireless LAN (weil kabellos und dadurch flexibel), kleineren Hardwarekomponenten und sinkenden Preisen wurde der Einsatz der EDV für die Pflege interessant. Seitdem bieten zahlreiche Anbieter für die Pflege Programme an.
Aus Sicht der Pflegenden werden Pflegeinformationssysteme kontrovers diskutiert. Gegner befürchten, dass der Patient dabei auf der Strecke bleibt, die Pflege depersonalisiert wird und Patienten zu Objekten werden.[1] Ins Feld geführt wird oft außerdem ein zeitlicher Mehraufwand gegenüber den traditionellen Pflegedokumentationen. Dieser relativiert sich jedoch im Laufe der Zeit, wenn die Pflegekräfte mit dem Umgang des neuen Dokumentationssystems vertraut sind . Grundlage für eine Zeitersparnis ist jedoch, dass das System dem Pflegeprozess/ der Station und dem Haus entspricht und das jeder Mitarbeiter auch mit dem neuen Pflegeinformationssystem umgehen kann (Schulungen). Erforderlich ist außerdem eine hausinterne IT-Fachkraft, die bei Problemen jederzeit zur Stelle ist.
Eine EDV-gestützte Pflegedokumentation kann den Pflegekräften einige Vorteile bieten, da die derzeitige heute meist noch benutzte Pflegedokumentation in Papierform Schwachstellen hat.

- Die Patientenakten sind nur einmal vorhanden, würden eigentlich aber gleichzeitig bei mehreren Arbeitsgängen auf Station benötigt, da viele für die Dokumentation relevante Tätigkeiten in verschiedenen Räumen auf Station durch verschiedene Pflegekräfte ausgeführt werden, die Patientenakten aber auch von anderen Berufsgruppen wie z.B. Ärzten und Therapeuten benötigt werden.
- Dadurch können viele Informationen nicht zeitnah dokumentiert werden, sondern müssen später in die Patientenakte übertragen werden. Dies führt zu einem Mehraufwand, zu Übertragungsfehlern und zu einem zeitweilig nicht aktuellem Datenbestand.
- Um verschiedene Sichtweisen zu ermöglichen, müssen Daten unnötigerweise auf andere Dokumente übertragen werden. Hieraus erwächst ebenfalls ein Mehraufwand und Fehleranfälligkeit.
- Die Pflegedokumentation ist oft unvollständig. Die tägliche Aktualisierung der Vitalwerte kann oft ebenfalls nicht vollständig ausgeführt werden, da die Patientenakte im Arztzimmer oder bei der Visite verwendet wird und zu den Dokumentationszeiten oft nicht am Platz liegt.
- Dadurch vergeht wiederum viel Zeit mit Suchen. Außerdem wird täglich einiges an Zeit benötigt, um Befunde e. t. c. abzuheften. Wenn dies an falscher Stelle geschieht, vergeht wiederum viel Zeit mit der Suche.
- Eine statistische Auswertung der Pflegedokumentation ist durch Ermangelung einer standardisierten Dokumentation nur schwer und mit hohem Aufwand möglich.

Diese Punkte könnten mit einem guten Pflegeinformationssystem verbessert werden.
Um die zeitnahe – dem Pflegeprozess angepasste Dokumentation zu unterstützen, ist es notwendig, dass der Pflegeprozess in jeder Phase unterstützt wird. Außerdem müssen Konzepte der mobilen Datenerfassung einbezogen werden, damit die oben dargestellten Arbeitsabläufe im Pflegedokumentationsprozess zeitnah und vor Ort erfasst werden können.[2]
Weiterhin sollte das System Auswahllisten und Textbausteine zur Verfügung stellen, um so die Eingabe von Freitexten z.B. Pflegebericht zu reduzieren (Zeitersparnis), aber trotzdem so flexibel sein, um sie bei Bedarf zu ermöglichen. Ebenso sollte die Auswahl von Pflegestandards variabel sein – Standards können empfohlen werden, welche aber letztendlich wie genutzt werden, darüber sollte die Pflegekraft bestimmen, die den Patienten kennt.
Ebenfalls wichtig ist eine leichte Bedienbarkeit und ein schnelles unkompliziertes Auffinden der Daten – auch von ungeübten Benutzern.

Ideal wäre ein Krankenhausinformationssystem, das alle Leistungsbereiche umfasst, die pflegerischen und ärztlichen Dokumentationen nicht voneinander trennt und auch die Berechnung des Personalbedarfs nach den aktuellen Dokumentationen beinhaltet. Integriert sein sollte auch ein EDV-gestütztes Anforderungswesen für die Materialwirtschaft und Patientenuntersuchungen. Dies würde Schnittstellen reduzieren und viele Telefonate und das ständige Ausfüllen von Formularen und Untersuchungsanforderungen einsparen.

Ein solches, nach dem Bedarf erstelltes Informationssystem würde spätestens nach der Einführungsphase auf Akzeptanz stoßen, da es eine Zeitersparnis (und damit auch eine Kostenersparnis) sowie eine Arbeitserleichterung bedeutet. Die damit gewonnene Zeit kann dann für den Kunden – den Patienten genutzt werden.
Nicht zuletzt können die zur Verfügung stehenden Daten auch vom Pflegemanagement für Pflegecontrolling und Qualitätssicherung in der Pflege eingesetzt werden.[3]


[1] http://www.verlag-hanshuber.com/zeitschriften/servepdf.php?abbrev=PFL&show=fulltext&year=2007&issue=1&file=PFL020010002.pdf
[2] http://www.mi.tu-bs.de/full/institute/staff/bott/veroeffentlichungen/BottEtAlGMDS95Pflgdoku.pdf
[3] Kerres/Seeberger (Hrsg.): Gesamtlehrbuch Pflegemanagement, Heidelberg 2005; S. 337 ff

2 Comments:

Blogger Ivan.D said...

Tatsächlich würde ein EDV gestütztes Krankenhaus- informationssystem die aufgeführten Vorteile bieten.
In der mir bekannten Praxis ist es jedoch so, das herkömmliche Dokumentation in Papierform parallel zur EDV weiterbesteht und somit Mehraufwand bedeutet.
Damit verliert sich der Nutzen für den Anwender im pflegerischen sowie ärtzlichen Bereich.

22 March, 2007  
Blogger Friad said...

Vor kurzem wurde in unserem Krankenhaus das Radiologieinformationssystem (RIS) eingeführt und in einer Schulung erklärt. Nach anfänglichen Bedienungsproblemen mangels Übung und Erfahrung sind wir mittlerweile mit diesem Programm sehr zufrieden.Die Radiologieanforderungen werden vom Pflegepersonal vorbereitet und dann von den Ärzten weiter ausgefüllt und mittels Paßwort unterschrieben.Somit fällt die lästige Zettelwirtschaft weg. Ein weiterer Vorteil ist, dass die aufgenommenen Bilder (Röntgen,CT,MRT,etc.) am PC gesichtet(Einzelausschnitte können vergrößert werden) können, und die Sucherei nach den Bildern ein Ende hat welche oft viel Zeit in Anspruch nahm.Für mich ist dieses Program eine echte Erleichterung im Arbeitsalltag und ein gutes Beispiel dafür, dass (Pflege-)Informationssysteme eine Zeitersparnis bringen können.

12 April, 2007  

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