Saturday, March 10, 2007

Akzeptanz elektronisch unterstützter Pflegedokumentation

Aus der Frage nach dem Nutzen von Pflegeinformationssystemen geht eine weitere Überlegung hervor: wie ist die Akzeptanz und die Implementierung IT- gestützter Pflegedokumentation im Pflege - Alltag bei denen, die damit arbeiten. Denn ein System kann nur so gut sein, wie seine Anwender.
Zu dieser Thematik wurde Anfang 2006 eine empirische Studie an 61 bundesweiten stationären Altenpflegeeinrichtungen, die das Softwareprogramm „Tom“ der Firma HINZ Online zur Pflegedokumentation verwenden, durchgeführt. Die Auswertung der standardisierten Fragebögen zeigte deutlich, dass anfänglich vorhanden Ablehnung, Skepsis und Zurückhaltung längst überwunden sind und die Mehrheit, alters- und Geschlechtsunabhängig, sich durchweg positiv und zufrieden über die PC-Arbeit äußert.
Die in dem §5 des Gesundheits- und Krankenpflegegesetz und im§11 des Heimgesetzes vorgeschrieben Pflegedokumentation, als Teil der klinischen Dokumentation, wird in erster Linie als reiner Leistungsnachweis und als rechtliche Absicherung angesehen. Dabei können daraus wesentliche Planungsdaten, wie Personalbedarf, Ressourcengebrauch, Zeitaufwand und valide Daten für Pflegemanagement, Pflegeforschung, Qualitätsmanagement, Benchmarking / Kennzahlen generiert werden. Letzteres steckt sicherlich in einigen Einrichtungen noch in den Kinderschuhen, steigert aber den Nutzen IT gestützter Dokumentation um ein Vielfaches.
Die erfragte Einstellung zur Pflegedokumentation wurde unter Verwendung des deskriptiven, explorativen sowie konfirmatorischen Verfahrens mit dem Statistikprogramm SPSS ausgewertet und lässt somit auch Rückschlüsse auf die Qualität der Dokumentation zu.
Über die Hälfte der Befragten (51,7%) gaben an, gern am PC zu arbeiten. Ein entscheidender Aspekt ist dabei auch die Qualität und Intensität der Schulungen, einmal im generellen Umgang mit einem PC, zum anderen die Einweisung in das Programm, da die Fähigkeiten in der Computerarbeit mit der positiven Einstellung zur IT Dokumentation korrelieren.
55,8% sehen in dieser Form der Dokumentation ein wichtiges Kommunikationsmittel, mit dem die Probleme der konventionellen, papierbasierten Pflegedokumentation: Unvollständigkeit, sachlich falsche Verwendung, Ziel- und Zuordnungsungenauigkeit, unklare Formulierungen u.a. vermieden werden. Über zwei Drittel (64,1%) waren der Meinung, das so der Pflegeprozess nachvollziehbarer wird. Dem gegenüber stehen nur 7,8% die die Möglichkeiten der Pflegeklassifikation, wie die ICNP, NANDA, NIC oder NOC nutzen. Weniger als ein Drittel arbeitet mit dem Hauskatalog der Pflegediagnosen und knapp die Hälfte nach einer Pflegetheorie.
Noch immer wird eine doppelt und zusätzliche Dokumentation durch den Einsatz von z.B. Lagerungsplänen, Medikamentenlisten, Wundprotokollen und Verbandsplänen geführt, oder weil zu wenig PC Arbeitsplätze zur Verfügung stehen, Vitalwerte, Notizen und anderes auf einem „Notizzettel“ notiert und bei „Gelegenheit“, meist am Dienstende, übertragen. Die damit verbundene Probleme der Fehlerquellen, erhöhter Zeitaufwand und Mehrarbeit senken die Effizienz und Effektivität.
Durchaus positiv wurde eine bessere Lesbarkeit, Vollständigkeit und die Erleichterung durch Formulierungshilfen, auch im Hinblick auf eine gemeinsamen und standardisierten Pflegefachsprache, gewertet.
Zusammenfassend liegt der nachgewiesene Nutzen in der Verwendung von IT gestützten Pflegeinformationssystemen in:
Schnellerer, gezielter Zugriff auf Daten, Ortsunabhängig
Erhöhte Beschreibbarkeit, Transparenz und Vergleichbarkeit der Pflege
Umfangreichere, vollständigere Dokumentation, Lesbarkeit
Verbesserung der Dokumentationsqualität, Formulierungserleichterung
Grundlage für Forschung, Dokumentationsanalyse und Daten für das Pflegemanagement. Grundvorrausetzung dafür sind ein gut ausgestatteter Arbeitsplatz mit ausreichend fest und mobilen Computern und die individuelle Schulung und Einführung der Mitarbeiter in das verwendete System.

2 Comments:

Blogger bernhardffm said...

Die Akzeptanz der Pflegenden elektronische Medien zur Pflegedokomentation zu benutzen, das bedeutet sinnvoll und richtig zu benutzen, steht und fällt mit der Einsicht der "USER" in die Notwendigkeit die damit verbunden ist. Wenn ich als "einfacher Pflegeknecht" von oben (top-down) eine solche Entscheidung meiner Leitung nur schlucken darf, so wird meine Bereitschaft diese neuen Möglichkeiten für meine Arbeit sinnvoll zu nutzen sehr gering sein.
Als 2. Knackpunkt sehe ich die Schulung in solch umfangreiche bis teilweise unhandliche Systeme. Es kann nur jemand ein System sinnvoll nutzen, der es beherrscht. Beherrschen meint hier, nicht nur die Nutzung der verschiedenen Buttons, und Menüpunkte, sondern auch das Wissen um die Inhalte, die sich hinter den hinterlegten Begriffen verstecken

11 March, 2007  
Blogger jossele said...

In dem Artikel wird postuliert, das die Probleme der konventionellen, papierbasierten Pflegedokumentation ( Unvollständigkeit, sachlich falsche Verwendung usw. ) durch den Einsatz EDV- gestüzter Doku.systeme vermieden werden können. Kann ich nur begrenzt nachvollziehen ,da auch hierbei genauso wie beim papierbasierten Doku.system der Anwender die entscheidene ( dokumentierende) Rolle spielt ( garbage in, garbage out).

03 April, 2007  

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