Friday, March 02, 2007

Verfahrensweise bei der Auswahl eines EDV- gestützten Pflegedokumentationssystems

Im Rahmen dieses Beitrages möchte ich darauf eingehen, wie man bei der Einführung eines EDV- gestützten Pflegedokumentationssystems vorgehen kann.
Die Auswahl eines Pflegedokumentationssystems stellt bei der Einführung einen wichtigen Punkt dar, da die entstehenden Kosten mit dem gewonnenen Nutzen in Relation gesehen werden müssen.

Hebel und Ostermann gehen in ihrem Artikel „Praxisorientierte Auswahl einer EDV- gestützten Pflegedokumentation eines Pflegeheims“ (PrInternet, Ausgabe 7-8/ 05, Seite 436-442) explizit auf die Vorgehensweise bei der Auswahl ein.
Es wird deutlich, dass eine Pflegeeinrichtung nicht einfach ein Software- Programm kaufen sollte, sondern sich im Vorfeld damit auseinandersetzt, welche Erwartungen sie an ein EDV- System hat und welche Gelder sie bereit ist zu investieren.
Um sich auf dem Markt der angebotenen Produkte zurechtzufinden, wird vorgeschlagen, einen individuellen Anforderungskatalog zu erstellen, der die Wünsche und Bedürfnisse der eigenen Einrichtung berücksichtigt.
Dabei können die Verantwortlichen einer Einrichtung folgendermaßen vorgehen:
- Systemanalyse des IST- und SOLL- Zustands der Dokumentation,
- Durchführung einer Mitarbeiterbefragung zu deren Erwartungen, Wünschen und Vorstellungen.

In einer am GSV Herdecke (Gemeinnütziger Verein für Soziale Einrichtungen Herdecke)
durchgeführten Mitarbeiterbefragung wurde offensichtlich, dass die Mitarbeiter, entgegen einem weit verbreiteten Vorurteil, positiv zur Dokumentation mittels EDV stehen. Einen möglichen Grund sahen die Verfasser des o.g. Artikels darin, dass das Pflegepersonal die Dokumentation auf Papier als zu umfangreich, unhandlich und zeitintensiv erachtete.
Es zeigt sich also, dass sich die Pflege neuer Methoden der Dokumentation öffnet und nicht nach dem Motto „das haben wir aber immer so gemacht“ verfährt.
Nicht näher beschrieben sind jedoch einzelnen Auswertungen zu den Inhalten der Befragung. Aufgrund der Fragestellungen lässt sich vermuten, dass die Pflegeplanung für die Pflegenden einen hohen Stellenwert hat.
In einer von Sellemann/ Hübner (PrInternet 03/05, Seite 181-185) durchgeführten Studie hingegen, wurde der Pflegeplanung eine niedrigere Priorität beigemessen als beispielsweise der Dienstplangestaltung mittels EDV. Diese Studie wurde allerdings mit Pflegedienstleitern durchgeführt und nicht mit Pflegepraktikern, so dass dies eine Erklärung des unterschiedlichen Gewichtung sein könnte.

Anhand des erstellten Anforderungskatalogs, der auch die Mitarbeiterperspektive einbezieht, sollte nun die Auswahl einer geeigneten Software leichter fallen. Einen Überblick über die am Markt befindlichen Produkte kann der Besuch einer Fachmesse verschaffen. Hebel und Ostermann schlagen vor, dabei eine Checkliste und den Anforderungskatalog zu benutzen um die Angebotsvielfalt einzugrenzen.
Des Weiteren wird es als sinnvoll erachtet, Systeme unterschiedlicher Preiskategorien in die engere Auswahl zu nehmen und eine Testinstallation vornehmen zu lassen, um die Anwendbarkeit in der eigenen Einrichtung zu erproben. Weiterhin kann ein Erfahrungsaustausch mit anderen Einrichtungen, die das System bereits benutzen, Schwachstellen und Stärken in der praktischen Anwendung aufzeigen.

Letztendlich beruht die Entscheidungsfindung darauf, welche Kriterien des Anforderungskatalogs das System erfüllen muss und welches Budget dafür zur Verfügung steht.
Die Entscheidungsberechtigten einer Einrichtung sollten bei der Einführung einer
EDV- gestützten Pflegedokumentation beachten, dass die Entscheidung für ein System eine Investition in die Zukunft ist und weit mehr zu bieten hat als die reine Dokumentation pflegerischer Maßnahmen.

Literatur: PrInterNet Ausgabe 03/05
PrInterNet Ausgabe 07-08/05

3 Comments:

Blogger Caro1 said...

Bei der Auswahl eines EDV-gestützten Pflegedokumentationssystems sollten auch die oft nicht unerheblichen Folgekosten mit berücksichtigt werden. Ein wesentlicher Punkt dabei sind z.B. die Bemessungen der Dienstleistungen des Anbieters. Darunter fallen z.B. Kosten für Projektmanagement, Schulungen, Einführung e.t.c.. Die Kosten für das Projektmanagement pro Tag und 'Mann' sind dabei am höchsten, während die Kosten für Schulungen mit vergleichsweise niedrigen Tagessätzen angesetzt werden. (Die Tagessätze liegen zwischen 800 - 1600EUR.)

Kerres/Seeberger (Hrsg.): Gesamtlehrbuch Pflegemanagement, Heidelberg 2005; S. 356 ff

06 March, 2007  
Blogger kei said...

Aus eigener Erfahrung kann ich den Hinweis der erst genannten Studie bestätigen, daß Pflegende grundsätzlich einer Einführung eines EDV-Systemes positiv gegenüber stehen. Sie kennen die Chancen eines solchen Systemes und erleben die tägliche Arbeit mit ihm als berufliche Weiterentwicklung. Dennoch zeigte sich in unserem Unternehmen, daß die Pflegenden nicht alle Möglichkeiten nutzen und sich bedeutend eher der Pflegedokumentation oder der Terminplanung , als der Gestaltung des Pflegeprozesses, incl. der Integration des Patienten, widmen. Neben all den aufgeführten Bedingungen halte ich nach Einführung eines EDV-Systemes eine langfristige Begleitung des Personals für unabdingbar. Dabei handelt es nicht ausschließlich um eine technische Begleitung, vielmehr um eine inhaltliche Weiterentwicklung des Personals in ihrer pflegerischen Kompetenz.

10 March, 2007  
Blogger InForm-atik said...

Bei der Auswahl eines EDV-gestützten Pflegedokumentationssystems, sollte man den s. g. versteckten Kosten entgegenwirken. Das sind z. B. Fehlerkosten, weil das System kompliziert und benutzerunfreundlich ist, oder Kosten durch redundant erfasste Daten, weil die verschiedenen Anwendungen nicht integriert wurden.

11 March, 2007  

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