Sunday, January 07, 2007

Spezielle Empfehlungen und Anforderungen zur Implementierung von DV- Systemen in der Intensivmedizin

Die Arbeitsgruppe EDV des Forums Qualitätsmanagement und Ökonomie der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) und des Berufsverbandes Deutscher Anästhesisten (BDA) hat in der Fachzeitschrift "A&I, Anästhesieologie und Intensivmedizin",
47. Jahrgang, Februar 2006, Supplement Nr.1/ 2006, DIOmed Verlags GmbH, S1-S8 die "Speziellen Empfehlungen und Anforderungen zur Implementierung von DV- Systemen in der Intensivmedizin" vorgestellt. Diese Empfehlungen und Anforderungen bauen auf das Basispapier von DGAI und BDA auf, das die "Allgemeinen Empfehlungen und Anforderungen zur Implementierung von DV- Systemen in Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie" beschreibt. (A&I, 46.Jahrgang, Mai 2005, S.21-31)

Bei den speziellen klinischen Informations- und Arbeitsplatzsystemen handelt es sich um sogenannte intensivmedizinische Informations- Management- Systeme (=IMS). Synonym wird dafür beispielsweise der Begriff Patienten- Daten- Management- System (=PDMS) verwendet.Diese Systeme sind speziell für die Intensivmedizin entwickelt worden und können bei entsprechender Softwarearchitektur als Maximalvariante eines allgemeinen klinischen Arbeitsplatzsystems (=KAS) angesehen werden, da sie zusätzlich Schnittstellen für die Datenübernahme von bettseitigen Medizingeräten, sowie eine bessere Benutzeroberfläche und Funktionalität zur Abbildung klinischer Prozesse und Inhalte bieten.

Das Informationssystem beinhaltet :
  • Administrative Daten
Diese Daten werden im Allgemeinen von der Patientenverwaltung verarbeitet, jedoch soll IMS die Darstellung der für die Intensivstation relevanten Daten eines Patienten gewährleisten.
(z.B. Patientenbewegungen, Bettenmanagement,Daten- und Arbeitsorganisation, Aufruf von Order-Entry-Verfahren wie Apotheken- und Essensanforderungen)

  • Diagnosen, Leistungen, Qualitätssicherung
Unterstützung gesetzlicher und berufspolitischer Kodierungsanforderungen
(z.B. ICD, OPS 301, Erfassung von Scoring Systemen wie TISS, Unterstützung von Controlling- Prozessen , fallbasierte Darstellungen für verschiedene Prozeduren, vollständiger Datenexport uvm.)
  • Datenübernahme von Medizingeräten
Die automatische Datenübernahme von Medizingeräten stellt ein wesentliches Leistungsmerkmal von IMS dar.(z.B. Vitalparameter, Respiratoreinstellungen)
Dabei gelten für die Datenübernahme folgende Punkte:
zentrale oder bettseitige Lösung mit ausreichend Anschlussmöglichkeiten Dokumentation der Schnittstellen
Parametrierung der Schnittstellen mit z.B. kontinuierlicher Abfrage
Möglichkeit der Messwertvalidierung, Änderung von Werten
rückwirkende Datenübernahme bzw. nachträgliches Auslesen eines Gerätes

  • Ärztliche und pflegerische Dokumentation
Soll frei konfigurierbar und möglichst vollständig abgebildet sein.Durch IMS besteht die Möglichkeit einer berufsgruppenübergreifenden, patientenzentrierten Aktendokumentation.
Mindestmerkmale, die das IMS erfassen muss sind:
  1. Anamnese, Vorerkrankungen, häusliche Medikation
  2. Therapieplanung,Befunddokumentation
  3. Dokumentation aller ärztlichen Maßnahmen
  4. Verordnung und Dokumentation der Medikation
Speziell für die Pflege entstehen folgende Anforderungen:
  1. Abbildung des gesamten Pflegeprozesses
  2. Pflegeanamnese
  3. Pflegebeobachtung
  4. Pflegeplanung
  5. Dokumentation der durchgeführten Maßnahmen und Ableitung der Leistungserfassung
  6. Abbildung von Pflegekonzepten (z.B: Primary Nursing)
  • Funktionalität
Die Leistungsfähigkeit eines IMS ist im Wesentlichen von der zur Verfügung gestellten Funktionalität abhängig.

Relevante Anforderungen an die Funktionalität eines IMS sind:


Anwender:
  1. Dokumentation
  2. zielgerichtete Information
  3. Vermeidung redundanter Dokumentation
  4. Therapieplanung
  5. Verordnungsplanung
  6. Pflegeplanung
  7. Prozessunterstützung

Abteilungsleitung/ Verwaltung

  1. ICD- und OPS- Generierung
  2. Zusatzentgelterfassung
  3. Leistungserfassung
  4. Statistik und Reporting
  5. Qualitätssicherung
  6. Kerndatensatz Intensivmedizin

Technik (EDV)

  1. Plausibilitätskontrollen
  2. Konfiguration (Medical Data Dictionary)
  3. Schnittstellen
  4. Änderungsverlauf (Audit- Trail)
  5. Verfügbarkeit
  6. Migrationskonzept
  7. Berechtigungskonzept
  8. Desasterkonzept
  9. Archivkonzept
Die einzelnen Punkte der genannten relevanten Anforderungen der Funktionalität eines IMS im Einzelnen zu erläutern würde den Umfang dieser Arbeit m.E. sprengen.

Zusammenfassend ist zu sagen, das eine Vielzahl von Anforderungen an DV- Systeme in der Intensivmedizin gestellt werden, die eine berufsübergreifende Zusammenarbeit aller Bereiche des Krankenhauses erforderlich macht. Daten allein nutzen wenig, erst im Kontext haben sie Aussagekraft.Dieser Kontext kann aber nur in enger Zusammenarbeit und unter Schaffung von Datennetzwerken/ Vernetzungen zustande kommen- unter Berücksichtigung der vorgegebenen Anforderungen seitens des Qualitätsmanagements und der Ökonomie.

Kosten und Nutzen solcher elektronischen Patientendokumentationssysteme können dann gegenüber gestellt werden, wenn eine ausreichende Sammlung von Daten erfolgt ist und Vergleichswerte vorliegen. Deshalb ist es spannend die Entwicklung, Einführung und Arbeit mit elektronischen Patientendokumentationssystemen zu verfolgen und zu diskutieren.

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