Tuesday, March 20, 2007

NMDS Nursing Minimum Data Set

In Belgien sammelt man seit Ende der 80er Jahre Minimale Pflegedaten.
Im Oktober 1983 präsentierte das Sozialministerium einen Entwurf, in dem die Finanzierung der Krankenhäuser in Abhängigkeit von ihren medizinischen Leistungen stehen sollten. Dies löste eine Diskussion in der belgischen Pflege aus, die dazu führte, dass seit 1988 neben den medizinischen Daten eines Krankenhauses auch pflegerische Aspekte berücksichtigt wurden.
In Belgien wurde 1987 gesetzlich ein NMDS für die Allgemeinspitäler vorgeschrieben: Ab 1988 mussten auf den Pflegestationen aller Allgemeinspitäler 4-mal jährlich während 2 Wochen Daten gemäss dem belgischen Minimaldatensatz der Pflege (RIM) erfasst werden.

Inhalt des RIM
Der RIM erhält:
23 wesentliche Pflegeinterventionen. [Tafel 1]
Medizinische Hauptdiagnose (ICD-9, 3-stellig).
Komplikationen (Nebendiagnosen vorhanden: ja/nein).
Daten zu Alter, Geschlecht, Spitalaufenthalt.
ADL-Index (optional).
Daten über die Pflegeabteilung und deren Personal (Anzahl, geleistete Arbeitsstunden, Bettenzahl).

«Pflegeaktivitäten»
Die 23 erfassten Pflegeinterventionen wurden in einer Pilotstudie (1985) aus einer Liste von 111 Interventionen der Pflege in Allgemeinspitälern ausgewählt (Liste ISI: Interventions des soins infirmiers). Sie sollen die Verschiedenartigkeit der Leistungen aufzeigen. Als Pflegebereiche wurden definiert: Grundpflege, technische Pflege, Intensivpflege, nichtsomatische Pflege.
Code Pflegeintervention Wertebereich
F1 Körperpflege 1-4
F2 Mobilisation 1-4
F3 Entfernung Urin/Stuhl 1-4
F4 Essen 1-4
F5 Sondenernährung Ja/nein
F6 Mundpflege Häufigkeit
F7 Umlagern (Dekubitusprophylaxe) Häufigkeit
F8 Ankleiden (Zivilkleidung) Ja/nein
F9 Tracheotomisierter oder intubierter Patient Ja (mit/ohne Respirator) / nein
F10 Aufsetzen der Anamnese Ja/nein
F11 Selbsthilfetraining im Hinblick auf den Austritt Nach Plan/gelegentlich/nein
F12 Krisenbegleitung Ja/nein
F13 Desorientierter Patient Orientierungs-/Vorsichtsmassnahmen/nein
F14 Quarantäne Ja/nein
F15 Vitalzeichen Häufigkeit
F16 Physische Parameter Häufigkeit
F17 Überwachung von Streckverband, Gips, Fixateur externe Ja/nein
F18 Blutentnahme Häufigkeit
F19 Medikation i.m./s.c./i.d. Häufigkeit
F20 Medikation i.v. Häufigkeit
F21 Überwachung einer Infusion i.v. Anzahl Infusionen
F22 Pflege einer chirurgischen Wunde Häufigkeit
F23a Pflege einer traumatischen Wunde Kat. 1-4
F23b Pflege einer traumatischen Wunde Häufigkeit

Werkzeuge
Zur Verfügung gestellte Werkzeuge sind:
Datenerfassungsprogramm.
Feedback-Programm für die Stationsleitung.
Feedback-Programm für das Ministerium.
Nationale Statistik.
So genannte «Fingerabdrücke» zu den 23 Pflegeinterventionen.
Auswertungen
Die Auswertungen der Pflegeinterventionen werden in sogenannten «Fingerabdrücken» publiziert. Für jede der 23 Pflegeinterventionen wird die relative Pflegeintensität auf einer Skala zwischen -0.5 und 0.5 angezeigt.
[Tafel 2]

Code Pflegeintervention
F1 Körperpflege
F2 Mobilisation
F3 Entfernung Urin/Stuhl
F4 Essen
F5 Sondenernährung
F6 Mundpflege
F7 Umlagern(Dekubitusprophylaxe)
F8 Ankleiden (Zivilkleidung)
.
.
F10 Anamnese
F11 Selbsthilfetraing gelegentl
F12 Selbsthilfetraing nach Plan
F12 Krisenbegleitung
F13 Desorient Orientierungsmass
Desorient Vorsichtsmassnahm
F14 Quarantäne
F15 Vitalzeichen
.
.
.
F21 Überwachung einer Infusion iv
F22 Chirurgische Wunde
F23 Traumatische Wunde
Quelle: MSPE-B [RIM, 1994]: 23.

Der Nullpunkt weist auf den nationalen Durchschnitt hin, d. h. in Belgien z. B. für die Position Körperpflege: 40 % der Patienten pflegen sich selbst, 20 % werden teilweise und 20 % vollständig unterstützt.

Beim obigen Beispiel handelt es sich um eine geriatrische Abteilung. Es kann daraus abgelesen werden, dass hier überdurchschnittlich viel Selbsthilfetraining gemacht wird, dass aber z. B. für das Erfassen der Anamnese im Vergleich mit dem Durchschnitt aller Stationen des Landes weniger Aufwand betrieben wird.

Auf diese Weise können auch Gruppen von Stationen mit dem nationalen Durchschnitt verglichen werden, z. B. psychiatrische Pflegestationen oder Geburtshilfeabteilungen.

Tafel 3 siehe bitte zu den unten angegebenen Pflegeformen:
http://www.fischer-zim.ch/studien/DRG-Pflege-0112-Info.htm.
-Eigenständige Pflege(Grundpflege)
-Unterstützenderziehende Pflege
-Kompensatorische Pflege *
-Weisungsgebundene Pflege(Behandlungspflege) In der «Karte» von Tafel 3 können Stationen, Gruppen von Stationen aber auch einzelne Patienten eingetragen werden. Das Sternchen (*) könnte z. B. für eine Geburtshilfeabteilung stehen: Es wird eher unterstützend-erziehend gepflegt, und der Einsatz von weisungsgebundenen Pflegetätigkeiten ist etwa gleich wie jener von selbständigen Tätigkeiten.

Finanzierungszonen
Die Karte wurde auch in sogenannte «Zonen» aufgeteilt, zu denen die durchschnittlichen Kosten aufgrund des Einsatzes an Pflegekräften und deren Qualifikation errechnet werden. Bei dieser Anwendung wird für jeden Patiententag die Position auf der Karte berechnet. Das Kostengewicht der entsprechenden Zone berechtigt zur Abrechnung einer pflegebezogenen Zusatzvergütung, die seit 1994 in wachsendem Ausmass zusätzlich zur Basisfinanzierung aufgrund von Bettenzahl, Abteilungstyp und Belegungsrate budgetiert wird.

Auf dem unter der angegebenen Webseite abgebildeten Schaubild wird deutlich, auf welchen unterschiedlichen Ebenen die Datennutzung erfolgt :
http://wwww.mieur.nl/mihandbook/r_3_3/booktext/booktext_14_07_01o.htm

Der Deutsche Pflegerat empfiehlt in seiner Ausarbeitung zum Thema: "Vermeiden von Fehlentwicklungen durch korrekte Abbildung des Pflegeaufwands im G-DRG System" als Lösungsvorschlag neben der Einführung von Pflegediagnosen, ICF, Pflegefallgruppen, Parallelsysteme in der Kalkulation ( z.B. PPR oder LEP ,die Ergänzung der medizinischen Daten durch originäre Pflegedaten zur nachweislichen Verbesserung der DRG Klassifikation und schlägt die Nutzung von NMDS vor.

Eine Pilotstudie führte das Institut für Pflegewissenschaften der Privaten Universität Witten/Herdecke gGmbH im März 2000 zum Thema "Pflegerische Leistung auf Fachabteilungen, Stationen und für Patientengruppen - Ein Vergleich auf der Basis Minimaler Pflegedaten" durch, es wurde dafür das belgische NMDS modifiziert.
Pflege verbirgt sich hinter strukturellen Daten, wie Anzahl und Kosten von Pflegenden. Ein Ergebnis der Studie belegt, dass das in der Handhabung sehr einfache Minimale Pflegedatenset in der Lage ist, eine Datenbasis zu schaffen, die Entscheidungen über die Verteilung von finanziellen und personellen Ressourcen stützen kann.
(Nonn, C; Mayer, H; Evers, G.C.M.: Pflege15, 2002; 69-77)


http://www.hospitals.be/pdf/vol4n4p14.pdf">
www.fischer-zim.ch/studien/DRG-Pflege-0112-Info.htm

1 Comments:

Blogger Mark Henning said...

Bei dem hier beschriebenen Instrument handelt es sich aus meiner Sicht um ein Werkzeug, welches sehr gut für den Bereich Benchmarking eingesetzt werden kann.
Es bietet auch für eine EDV gestützte Erfassung von pflegerischen Diagnosen durch die Verschlüsselung und Klassifizierung eine gute Basis. Interessant ist auch, dass eine Verknüpfung mit dem G-DRG System durch die Universität Witten Herdecke im Jahre 2000 durchgeführt wurde. Wodurch die Kompatibilität für den Deutschen Pflegemarkt geschaffen worden ist.

17 April, 2007  

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