Welcher Nutzen ist mit Pflegeinformationssystemen verbunden und wie ist er nachweisbar?
Den Ökonomen beeindrucken zunächst einmal Kosteneinsparungen. So wird es sich nachweisen lassen, dass durch diese Programme nicht unerhebliche Zeiten eingespart werden können (über deren Verwendung hier nicht spekuliert werden soll). Beispiele sind Wegezeiten, Suchzeiten, Zeiten für das Ausfüllen von Formularen und deren Archivierung und allgemein Zeiteinsparungen durch einen „reibungsloseren” Arbeitsprozess. Schätzungen (in Interviews oder Fragebögen) vor und nach der Einführung dieser Software werden hier maßgebliche Effekte offenbart. Der Autor sieht hier Potentiale von 15–20 % der täglichen Arbeitszeit.
Ganz genau rechnende Organisatoren werden mit Hilfe von arbeitswissenschaftlichen
Methoden eine hohe Exaktheit erreichen können. Diese Zeiten sind eindeutig quantifizierbar. Aus diesem Grunde finden Sie in der nachstehenden Tabelle auch hohe Wirkungsgrade (+++) in der dritten Spalte. Konkret werden auch Kosten für Büro- und Verwaltungsmaterialien entfallen, wenn auch der Effekt hier nicht so ausgeprägt wie bei den Arbeitszeiten sein kann.
Tabelle: Nutzen-Erwartungen

sowie das Pflegemanagement. Entscheidungen können schneller, manchmal zum ersten Mal fundiert getroffen werden (z.B. die Verbrauch von Pflegeartikeln bezogen auf bestimmte Patientengruppen). Auch an dieser Stelle verspricht die Vorher-Nachher-Betrachtung durchaus monetär darstellbare Ergebnisse. Durch diese Transparenz können darüber hinaus Planungen
fundierter durchgeführt werden. Das gilt auch für die Planung des gesamten Patientenaufenthaltes, was letztlich zu dessen Zufriedenheit beitragen wird.
Ein indirekter Effekt ist für die Pflegequalität zu erwarten.
Die Qualität wird nicht nur deutlich und vergleichbar, sie erlaubt eine nachvollziehbare permanente Verbesserung, die wiederum dem Erhalt der Existenz des Krankenhauses dient. Aufgrund der Messproblematik (bei der Ergebnisqualität) werden insbesondere Schätzungen eingesetzt werden müssen.
Umfassende Informiertheit und Sicherheit werden die Motivation der Mitarbeiter fördern. Gleichfalls erwartet der Autor positive Auswirkungen auf das Betriebsklima (durch die verbesserte Prozessorganisation reduzieren sich Reibungen und Aggressionen). Allerdings dürfte es sehr schwierig sein, die genannten Wirkungen zu isolieren, da das soziale System „Station” sehr dynamisch ist und ständiger Veränderung unterliegt.
Die Isolation der EDV-Wirkungen kann nur mit Hilfe umfangreicher Gespräche gelingen.
Nicht vergessen werden darf in diesem Zusammenhang der Datenschutz (Aufwendungen
hierfür sind in der o.g Beispielrechnung nicht enthalten). In vielen Krankenhäusern muss auch unter konventionellen Bedingungen mit Schwächen des Datenschutzes gerechnet werden. Nicht wenige Praktiker versprechen sich durch eine Unterstützung der Arbeitsprozesse durch Software eine Verbesserung, wenigstens wenn es um die Verfolgung von Verstößen geht (durch die Protokollierung). Mittlerweile existieren eine Reihe unterschiedlicher Technologien. Das Passwort scheint dabei nur eine Diskussionsalternative zu sein. Seine Anwendung ist hinsichtlich des Workflows problematisch. Projekte werden zeigen müssen, welches Verfahren gerade für die Pflege und die Medizin von Vorteil ist.
Insgesamt werden starke Nutzenwirkungen erwartet, die aufgrund der o.g. Ausführungen auch nachvollziehbar dokumentiert werden können. Es müsste im Interesse der Software-Anbieter liegen, diesbezüglich Studien zu initiieren, da mit Ihnen eine Überzeugung auch der Skeptiker möglich sein wird! Studien aus anderen Ländern erscheinen nur begrenzt nutzbar, da dort i.d.R. andere Prozesse abgebildet werden. Was allerdings hilfreich ist, sind die durchgängigen Aussagen aus amerikanischen Veröffentlichungen, dass derartige Systeme ökonomisch „vernünftig” sind.
Link: http://www.pflege-informatik.info/